Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am gestrigen Mittwoch (18. August 2010) die Noa-Bank geschlossen. Nach der Insolvenz ihrer Factoring-Tochter drohe der Bank die Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit, hieß es zur Begründung. Für eine Rettung sei die Ethikbank mit einer Bilanzsumme von knapp 180 Millionen Euro nicht systemrelevant genug.
Die Noa Bank darf nach den Anweisungen der Finanzaufsicht keine Zahlungen mehr entgegennehmen, die nicht zur Schuldentilgung bei ihr bestimmt sind. Dieses so genannte „Moratorium“ sei erforderlich, „um die verbliebenen Vermögenswerte zu sichern“, teilte die Bafin weiter mit. Derzeit weise die Ethikbank Verbindlichkeiten gegenüber Kunden in Höhe von rund 172 Millionen Euro auf – bei einer gleichzeitigen Bilanzsumme von knapp 180 Millionen Euro.
Die Einlagen der rund 15.000 Kunden der Noa Bank sind laut BaFin im Rahmen des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes geschützt. Das Institut gehöre der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken an. Der gesetzliche Entschädigungsanspruch jedes berechtigten Bankkunden ist pro Einleger begrenzt auf den Gegenwert von 50.000 Euro. Bis sie ihr Geld zurück erhalten, kann es allerdings noch einige Wochen dauern.
Bei der Noa Bank selbst sieht man sich als Opfer einer vom transparenten Bankansatz beunruhigten Finanzwelt: Große Banken und das Establishment übten Druck auf die Finanz-Autoritäten aus, um die Noa Bank und ihr Versprechen der „finanziellen Demokratie“ verschwinden zu lassen, schrieb Bankgründer Francois Jozic auf der hauseigenen Internetseite (Goliath versucht David zu töten). Der BaFin seien bis zu diesem Tag viele Vorschläge von potentiellen Investoren unterbreitet worden, aber keiner habe sie offenbar befriedigen können. Die Behörde habe die Bank nur schließen wollen. „Das gesamte Finanzsystem ist selbstorganisiert, um unbeweglich zu sein. Ich habe versucht es zu ändern, aber ich bin gescheitert“, äußerte sich Jozic noch am Mittwoch zu zu den aktuellen Geschehnissen.
Für Wirtschaftsexperten und Kommentatoren muten diese verschwörerischen Schuldzuweisungen eher kurios an. Sie verweisen stattdessen auf Fehlentscheidungen bei der Management-Zusammensetzung und Schwierigkeiten bei der Eigenkapitalausstattung (siehe beispielsweise beim BlickLog: Ende eines Newcomers: Die Noa Bank war eine gute Idee). Wie AFP am Freitag berichtet, prüft die Staatsanwaltschaft Düsseldorf derzeit eine Strafanzeige gegen Bankgründer Jozic. Die Anzeige beziehe sich auf Geschäfte der als insolvent gemeldeten Banktochter Noa Factoring.
Mehr zur Schließung der Noa Bank:
Nach Streit mit BaFin: Aufsicht macht Ethikbank Noa dicht (ftd.de)
Ethische Investments: Bafin schließt Noa Bank (sueddeutsche.de)
Drohende Überschuldung: Alternative Noa Bank am Ende (Spiegel Online)
Noa Bank: Was betroffene Kunden tun müssen (Social Banking 2.0)
Öko-Branche: Alternativbanken sind weiter gefragt (Handelsblatt)
Hintergrund: Noa Bank mit neuem Bankkonzept
Die Noa Bank war im November 2009 als Alternative zu den traditionellen Geldhäusern an den Start gegangen. Das Geschäftsmodell der Ethikbank war zwar gewinnorientiert, richtete sich dabei aber an moralischen Grundsätzen aus. Zudem wollte Noa-Gründer Jozic für höhere Transparenz in der Bankenbranche sorgen. Anleger sollten jederzeit ersehen können, an welche Unternehmen ihr Geld als Kredit ausgereicht wurde. Über die Wahl eines so genannten Themenkontos konnten die Kunden sogar entscheiden, zu welchem Zweck ihr Geld eingesetzt werden sollte. Mit dem Themenkonto „Region“ finanzierten sie beispielsweise die Wirtschaft in einer Region ihrer Wahl. Kredite aus dem Themenkonto „Planet“ richteten sich unter anderem an Unternehmen aus den Branchen erneuerbare Energien, Bio-Landwirtschaft oder ökologische Bauwirtschaft.
Quelle: BaFin, Noa Bank, zudem siehe Links
(ENDE) finanzwertig.de/19.08.2010