Das Überziehen des Girokontos bleibt in Deutschland sehr teuer: Im Durchschnitt zahlen Kunden noch immer mehr als elf Prozent Dispozinsen, wie eine neue Stichprobe der Zeitschrift Finanztest unter 104 Banken belegt. Am kräftigsten kassiert demnach die Verbands-Sparkasse Wesel bei zwei Kontomodellen mit 15 Prozent, gefolgt von der Sparkasse Münden mit 14,75 Prozent und der Targobank mit 14,70 Prozent für ihre Extra- und Classic-Konten.
Akzeptable Dispozinsen liegen nach Ansicht der Verbraucherschützer derzeit unter zehn Prozent. Das schaffe allerdings nur knapp die Hälfte der getesteten Banken. Weit vorne rangierten dabei die PSD Banken und Direktbanken wie Deutsche Skatbank mit 6 Prozent und die DAB Bank mit 6,95 Prozent. Von „Abzockerbanken“ sei dagegen zu sprechen, wenn die Zinsen für einen Dispositionskredit mindestens 13 Prozent betragen. Insgesamt kritisierten die Finanztest-Redakteure, dass „die meisten Banken in einer Zeit, in der sie selbst kaum Zinsen zahlen müssen, mit den Dispozinsen Millionen Euro an ihren Kunden verdienen“.
Bereits vor einem halben Jahr hatte das Magazin bemängelt, dass die Dispozinsen vieler deutscher Banken zu hoch sind. Seither hätten zwar einige Banken ihre Überziehungszinsen gesenkt, andere allerdings noch weiter angehoben. Die Volksbank Mittelhessen habe dabei als einzige Bank ihren Dispo so gesenkt, dass sie den Sprung vom hinteren Tabellenplatz in das obere Drittel schaffte: Sie verlange jetzt 9,5 Prozent statt vorher 13 Prozent. 13 Banken hätten hingegen die Zinsen seit dem letzten Test sogar angehoben, darunter die Postbank und die Hamburger Sparkasse.
Finanztest hat auch analysiert, nach welchen Regelungen die Banken ihre Dispozinsen anpassen. Rund die Hälfte der untersuchten Banken verwende dabei Regeln, die für den Kunden nicht nachvollziehbar seien. Zehn dieser Banken habe der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) jetzt auch abgemahnt.
Der ausführliche Test zu den Dispozinsen deutscher Banken ist in der März-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest (Ausgabe 3/2011) sowie auf ihrer Internetseite zu finden: Dispozinsen – Immer noch unverschämt.
Quelle: Stiftung Warentest / Finanztest
(ENDE) finanzwertig.de/22.02.2011